Ich hatte die Tage eine defekte Synology DS1815+ auf dem Tisch. Das Problem war recht typisch: keinerlei Reaktion beim betätigen des Power-Tasters.

Nach einiger Recherche stieß ich auf einen hilfreichen Thread im inoffiziellen deutschen Synology-Forum. Und scheinbar liegt hier von Synology ein Designfehler vor. Im Detail war dieser Beiträg vom Nutzer TN-Notebooks und der spätere Lösungsansatz von tritonx11 sehr hilfreich. Die Methode von tritonx war mir allerdings zu gefährlich und erschien irgendwie unnötig kompliziert. Auch das Netzteil wollte ich ungern öffnen, da hier ja eigentlich nicht der Grund des Problems liegt.

Ein ATX-Netzteil wird mit der grünen Leitung eingeschaltet, dazu wird diese von 5V gegen Masse gezogen. Dafür ist bei Synology der Transistor Q4 zuständig. Im Detail ist das ein PMBS3904, dieser hängt zusammen mit Transistor Q33 an einem Ausgangspin des Prozessors.

Im Detail sieht die Schaltung in etwa so aus:

Problematisch ist, dass an der Basis von Q2 nur etwa 0,6 Volt anliegen. Damit steuert der Transistor nicht komplett durch und auf der grünen ATX-Leitung kamen bei der entsprechenden Synology nur etwa 2,5V zustande. Damit haben wir also einen Zwischending zwischen HIGH und LOW. Hier hat es dann nicht mehr gereicht um das Netzteil zuverlässig einzuschalten.

Als Alternative für den Q2 hatte ich direkt einen MOSFET im Kopf. Dieser würde den CPU-Ausgang nicht weiter belasten (ist so schon grenzwertig gewesen), da er spannungsbasiert arbeitet und nicht wie ein Transistor auf Stromfluss. Ein halbwegs passender Kandidat erschien mir nach längerer Suche der TSM210N02CX. Leider brachte dieser nicht die erwünschte Wirkung, denn die 0,6V reichten hier auch nur zu einem geringen Durchsteuern.

Die nächste Idee war dann ein Operationsverstärker. Wie beim MOSFET wird hier kein zusätzlicher Strom über das CPU-Pin gezogen. Da Operationsverstärker aber relatives Neuland für mich waren klappte die Verstärkung auch nicht perfekt, denn der Ausgang war bei einer Versorgungsspannung von 5V auf lediglich 3V beschränkt. Also musste dahinter dann noch ein Transistor zur Verstärkung.

Meine komplette Schaltung sieht dabei jetzt so aus:

Der Operationsverstärker (hier ein CA3140) vergleicht also beide Spannungen an seinem Eingang. Das sind statische 0,3 Volt am negativen Eingang, diese erhalten wir durch den Spannungsteiler mit 47 KΩ und 3 KΩ. Am positiven Eingang liegt die Transistorbasis von Q2 vom Synology-Board an. Hier erwarten wir zwischen 0 und 0,6 Volt. Bei 0,6 Volt verstärkt der Operationsverstärker endlos (da 0,6 V > 0,3 V) und sollte uns theoretisch V+ (5 V) liefern.

Hat bei mir aber leider nicht geklappt, es wurden nur knapp über 3 V. Also fix noch einen Transistor dahinter geklemmt.
Dieser verstärkt den Ausgang vom Operationsverstärker nochmals und kann die grüne ATX-Leitung mühelos gegen Masse ziehen.

Nach ein wenig Lötarbeit ist dann diese kleine Platine entstanden:

Das ganze wird dann über einen JST-XH-Stecker mit der Synology verbunden.

Dazu habe ich drei Kontakte direkt an den ATX-Stecker angelötet:

  • Masse (schwarz; Pin 13)
  • 5 Volt Standby (rosa; Pin 9)
  • PS_ON (grün; Pin 14)

Hier auch direkt noch einmal die Belegung vom ATX-Stecker:

Von IceTux auf de.wikipedia - Eigenes Werk, Gemeinfrei, Link

Die verbleibende Leitung muss dann noch an die Basis vom Q2-Transistor. Den Transistor habe ich dazu entfernt, er erfüllt keinen Zweck mehr und zieht unnötig Strom am Prozessor-Pin.

Meine fertige Modifikation sieht jetzt so aus:

Mit dieser Modifikation funktioniert die Synology jetzt wieder einwandfrei!

Wenn man die Kiste einmal offen hat sollte man dann auch gleich noch den C2000-Bug fixen:

https://mariushosting.com/synology-how-to-fix-c2000-flaw-with-100-ohm-resistor/

Dazu einfach wie im Link oben einen 100 Ohm-Widerstand zwischen Pin 1 und 6 löten.

Falls jemand einen MOSFET hat der bei so geringerer Spannung noch gut durch schaltet oder allgemein noch ein paar Tipps hat kann mir ja gern mal einen Kommentar da lassen 😉

Frohes Basteln!

Hilfe benötigt?
Gern kann ich auch bei einer Reparatur behilflich sein. Falls ihr euch die Reparatur nicht selbst zutraut kann ich eure Synology mit diesem Problem gern für einen fairen Preis von 110€ (ohne ausgewiesene MwSt. und inkl. Rückversand) wieder flott machen.

Bei Interesse einfach Kontakt mit mir aufnehmen!

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8 Kommentare

  1. Ah, cool. Ich hab immer nur was von eventuell kalten Lötstellen am Q2 und/oder Q4 gelesen, oder dass einer von beiden einfach gegen ein gleiches neues oder kompatibles Modell ausgetauscht wird. Aber dieser Beitrag geht konkret auf den offenbar tatsächlich vorhandenen Designfehler ein und bietet eine funktionierende Lösung. Ich hoffe nur, dass ich das auch so hinkriege…
    Für Verbesserungsvorschläge fehlt mir leider die Kompetenz. Wenn mir da doch was zu Ohren kommt, gebe ich das natürlich gerne weiter…
    Statt dessen hätte ich eine Frage:
    Könntest du noch mal ein Bild posten, wo man genauer die Anschlüsse auf der Hauptplatine sieht. Ok, das neue Zusatzmodul im Schrumpfschlauch hängt da ja nur so lose drin, und wo die 3 Leitungen an den ATX kommen, kann man dem Belegungsbild entnehmen. Aber wie sieht genau die Lötstelle beim ehemals Q2 aus?
    Und noch mal vielen Dank für diesen Beitrag, der wirklich eine Offenbarung für mich war…

    Gruß
    Bert

    • Hallo Bert,

      freut mich, dass dir der Beitrag weiter geholfen hat.

      Die vermeintlichen Lösungen mit Tausch der Transistoren hatte ich auch oft gefunden, das hat bei mir aber nicht geklappt. Ich war dann über die oben verlinkten Foren-Beiträge aber auf den Designfehler gestoßen.

      Das Zusatzmodul hängt auf den Bildern noch einfach so dran, das habe ich später aber noch angeklebt.

      Ein Bild vom Q1/Q2 habe ich leider nicht gemacht und habe die Synology auch gerade nicht hier. Ich nehme von der Stelle quasi nur das Basis-Signal des Transistors ab, also das Signal das den Transitor durchsteuern sollte.

      Als kleine Hilfe solltest du dir mal das Datenblatt (Link) der verbauten Transistoren anschauen.

      Dort siehst du im Abschnitt 5, dass die Basis unten links ist (Pin 1).

      Hier auch noch einmal das Bild von tritonx11 mit rot markierten Basis-Pins der Transistoren:
      Synology Transistoren Basis

      Ich hoffe das hilft dir weiter. Viel Erfolg!

      Viele Grüße
      Robert

  2. Hi Robert,
    könntest Du mir zwecks Nachbau noch sagen, welchen Transistor Du auf Deinem Platinchen verwendet hast? Den Rest sollte ich mit dem Schaltplan hin bekommen.
    Schonmal Danke E.

      • Hi Robert,
        habe Probleme die Widerstände auf dem Bild mit der Beschreibung in Einklang zu bringen:
        Unten rechts an Pin 6 des Operationsverstärkers: braun, schwarz, orange, gold= 10kOhm passt.

        Aber der Widerstand links: braun, schwarz, weiß gold = 10GOhm?
        Widerstand oben braun, grün, grün, gold = 1.5MOhm?
        Oder übersehe ich da was?
        Schon mal Danke Eddie

  3. Hallo zusammen,

    ich habe auch eine DS1815+, die eines Tages ausging.

    Ich kenne mich nur mit Grundlagen der Elektrotechnik aus und hätte mein Gerät auch gerne wieder funktionsfähig.
    Findet sich jemand, dem ich das Gerät bringen oder zusenden kann, der mir das Gerät für einen Gegenwert repariert?

    Ich würde mich sehr darüber freuen.

    Liebe Grüße
    David

    • Hallo David,

      wir hatten ja schon per Mail kommuniziert. Freut mich, dass du inzwischen jemanden finden konntest der deine Synology wieder flott bekommen hat.

      Da scheinbar viele mit solchen Problemen den Weg auf meine Seite finden habe ich meinen Artikel auch gleich mal um ein eigenes Hilfs-Angebot ergänzt 😉.

      Viele Grüße
      Robert

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